Der Fall des lahmgelegten Notebooks
Freitag, 27. August 2010, 17:35
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Kürzlich wurde ich mit einem Notebook konfrontiert, dessen Besitzer am Verzweifeln war: „Das Notebook sei schlicht und einfach nicht mehr benutzbar“, lautete der lapidare Hilferuf. Obwohl ich derart schwammige Problemmeldungen keineswegs schätze, habe ich mir das betroffene Gerät angeschaut:

Nach dem Einschalten des Notebooks startete das installierte Vista Home Premium im gewohnten Tempo und der Benutzer meldete sich an, sobald der Anmeldedialog erschien. Soweit war noch alles in Ordnung. Doch unmittelbar nach dem Erscheinen des Desktops wurde das System unerträglich langsam und fror nahezu ein. Es gelang mir noch, den Taskmanager zu starten; dieser zeigte 100% CPU-Auslastung an. Kurz darauf wurde das System dermassen langsam, dass im Taskmanager nicht einmal mehr die Prozesslisten, geschweige denn die Grafiken zum Verlauf der CPU-Auslastung aktualisiert wurden. Zudem lief der Lüfter des Gerätes auf vollen Touren.

Nach etlichen Minuten Wartezeit wurde der Taskmanager zwar wieder etwas lebendig und begann seine Ansicht wieder zu aktualisieren, aber unter einer „benutzbaren Applikation“ stelle ich mir etwas anderes vor. Die CPU-Last blieb unverändert bei 100%.

In der Benutzer-Ansicht des Taskmanager waren nur Prozesse zu sehen, die kaum CPU-Last produzierten. Die Ursache für die hohe CPU-Last musste deshalb anderswo liegen, weshalb ich auf den Knopf „Prozesse aller Benutzer anzeigen“ klickte. Es dauerte weitere vier bis fünf Minuten, bis sich die Anzeige dunkel verfärbte und nochmals geraume Zeit, bis ich den Dialog der Benutzerkontensteuerung (UAC) abnicken konnte. Doch trotz weiterer unzähliger Minuten Wartezeit erschien der Taskmanager mit der Ansicht aller Prozesse nicht.

Es gelang mir aber, von einem USB-Stick den „Process Explorer“ der Sysinternals-Suite zu starten. Hier konnte ich sogleich in der Anzeige erkennen, dass ein Prozess namens „AAWService.exe“ für die immense CPU-Last verantwortlich war. Der Rechtsklick auf den entsprechenden Eintrag mit anschliessendem „Kill Process“ wurde jedoch sogleich mit „Zugriff verweigert“ quittiert.

Eine kurze Recherche bei Google förderte zu Tage, dass es sich bei AAWService.exe um den Dienst der Software „Ad-Aware“ von Lavasoft handelt. Ich öffnete deshalb die Konsole der Dienste-Verwaltung und suchte dort nach dem Dienst „Lavasoft Ad-Aware Service“. Und siehe da: Dessen Status war auch noch nach weit über 30 Minuten nach dem Systemstart immer noch auf „wird gestartet“. Mit viel Geduld gelang es mir, den Starttyp des Dienstes auf  „manuell“ zu setzen, worauf ich das Gerät neu startete.

Nach dem Neustart reagierte das System wieder in normaler Geschwindigkeit, weshalb ich anschliessend – in Rücksprache mit dem Benutzer – die Ad-Aware-Software komplett deinstallierte. Auch der Task-Manager liess sich dann wieder wie gewohnt in die Ansicht „Prozesse aller Benutzer anzeigen“ umschalten…

Weshalb die Ad-Aware-Software Amok lief, ist mir nicht bekannt; für eine Suche nach der tieferen Ursache dieses Problems fehlt mir sowohl die Zeit als auch die Lust.

Fazit: Sündenbock dank „Process Explorer“ gefunden. Herzlichen Dank an Mark Russinovich für die Sysinternals-Tools!